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08-2024

Spezial: 24 Stunden-Betrieb Telenotarztsystem



Ab 01. September 2024 stehen die Telenotärzt:innen im Roten Kreuz Niederösterreich rund um die Uhr als Support zur Verfügung!



Mit 1. September 2024 ist es so weit: Das Telenotarztsystem in Niederösterreich ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr im Einsatz. „Nachdem wir im ersten Halbjahr das System durch den Nachtbetrieb noch einmal intensiv testen konnten, gehen wir nun in den Vollbetrieb“, beschreibt Chefarzt/ÄLRD Dr. Berndt Schreiner.

Alle Rettungsorganisationen in Niederösterreich sind an das System angebunden und mit dem Start des Vollbetriebs werden die noch fehlenden Rot Kreuz Bezirksstellen freigeschalten.

Ziel ist es, dass das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal am Einsatzort jederzeit in Echtzeit den Telenotarzt bzw. die Telenotärztin in den laufenden Versorgungsprozess einbinden kann. Bei den bisherigen Einsätzen hat sich bereits gezeigt, dass das eine ideale zusätzliche Ressource darstellt, um die präklinische Notfallversorgung weiter zu verbessern bei einer gleichzeitigen Optimierung des Einsatzes der Personalressource.

Entwicklungsprozess



Insgesamt kam das Telenotarztsystem in NÖ bereits rund 400-mal zum Einsatz, dadurch konnten wichtige Erkenntnisse in punkto technischer Anwendung, Bedienbarkeit und Erfordernisse aufgearbeitet werden. Diese Zwischenschritte von der Projektierung bis zum Vollbetrieb waren wichtig, um das System optimieren zu können. 



"Jetzt können wir unseren Sanitäter:innen rund um die Uhr Support durch das Telenotarztsystem anbieten. Vor allem tagsüber ist die Frequenz unserer Einsätze sehr hoch – hier rechnen wir auch mit einer entsprechend hohen Zahl an Rückfragen – ein wesentlicher Schritt also, um das Rettungssystem in Niederösterreich nicht nur hoch professionell sondern auch zeitgemäß aufzustellen“, so Landesrettungskommandant Wolfgang Frühwirt.

Aktuell sind 17 Notärzt:innen in das Telenotarztsystem eingebunden und können so in den Dienstbetrieb eingeplant werden. Im ersten Schritt des Vollbetriebs wird immer ein Telenotarzt bzw. eine Telenotärztin im Dienst sein, wobei diese Personen örtlich ungebunden ist. Das ist auch ein wesentlicher Vorteil des Systems. Jeder Telenotarzt und jede Telenotärztin kann sich damit in das System einloggen, wo er oder sie sich gerade befindet, das heißt, auch von zuhause kann gearbeitet werden.

"Einen wichtigen Schritt für die zukünftige Entwicklung stellt hier auch die Gründung der AG Rettungsdienst dar, der das Rote Kreuz NÖ, den Samariterbund NÖ und die Johanniter NÖ angehören" sagt Rot Kreuz Niederösterreich Präsident Hans Ebner.

Wichtig ist, gemeinsam die Zukunft zu gestalten und gerade solche Projekte sind ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung. Was uns allen aber besonders am Herzen liegt: Sowohl von den Patient:innen als auch von den Sanitäter:innen wie auch den Ärzt:innen wird das Angebot sehr positiv aufgenommen.

Anwendungsbereich

Telemedizin bringt spezielles Wissen in Echtzeit an den Ort, wo es gebraucht wird. Sie ermöglicht damit, eine schnellere Versorgung von Patient:innen mit gleichbleibender Qualität. Egal ob in einer kleinen abgelegenen Ortschaft oder in der Bezirkshauptstadt direkt neben dem NEF-Stützpunkt. Telemedizin hilft, Ungleichheiten und Benachteiligungen im Gesundheitssystem abzubauen.





Das Telenotarzt-System steht Notfallsanitäter:innen am Einsatzort zur Beratung zur Verfügung. Es gibt keine abschließende Indikationsliste, wann ein Telenotarzt / eine Telenotärztin zugezogen werden soll. Durch den Testbetrieb der letzten Monate lassen sich jedoch Schwerpunkte in der Anwendung des Systems beschreiben.



  • EKG Beurteilung Ist dein Patient / deine Patient:in nicht zeitkritisch, kann dir der Telenotarzt / die Telenotärztin mit einer EKG Beurteilung helfen.
  • Belassung Bei dieser rechtlich heiklen Situation kann dir die Konsultation zusätzliche Sicherheit geben.
  • Arzneimittelgabe bei Schwangeren und in der Stillzeit Der Telenotarzt / die Telenotärztin kann in den Behandlungsleitlinien eingeschränkte Medikamente - für spezielle Altersgruppen - freigeben.
  • Abweichung von Behandlungsleitlinien Es gibt einen guten Grund um von einer Behandlungsleitlinie abzuweichen? Der Telenotarzt / die Telenotärztin kann dir in dieser Situation zusätzliche Sicherheit geben.

Weitere Punkte wobei dich der Telenotarzt / die Telenotärztin unterstützen kann:

  • Komplexe Patientengeschichte
  • Unklare Wechselwirkungen von Dauermedikationen
  • Unklares Zielkrankenhaus
  • Medizinische Fachfragen und Problemstellungen im Einsatzablauf

Bei diesen Indikationen handelt es sich bei weitem um keine abschließende Aufzählung - diese Auflistung soll dir zum Überblick der Möglichkeiten dienen.



Was kann Telemedizin nicht?

  • Anleitung zu zeitkritischen lebensrettenden Maßnahmen - muss weiterhin selbständig durch Sanitäter:innen erfolgen.
  • Maßnahmen erlauben, die nicht vom SanG/der Arzneimittelliste gedeckt sind.



Weitere Informationen zu den Anwendungsbereichen der Telemedizin erfährst du im Telenotarzt E-Learning. Siehe Abschnitt Bildungselemente.

Rechtliche Aspekte



Sanitäter:innen und Notärztinnen/Notärzte können sich im Einsatz von Telenotärztinnen/Telenotärzten beraten lassen. Die Beratung durch Telenotärztinnen/Telenotärzte entheben das vor Ort tätige Rettungsdienstpersonal nicht von ihrer Verantwortung. Vor der Einleitung einer Behandlung besteht für das Rettungsdienstpersonal die Pflicht zur eigenverantwortlichen Prüfung bzw. Umsetzung im Rahmen der eigenen Kompetenzen. Diese Prüfung beinhaltet auch eine fachliche Plausibilitätsprüfung.

Telenotärzte tragen dabei die Verantwortung für die Richtigkeit ihrer Beratung. Das Rettungsdienstpersonal darf sich auf die Richtigkeit der Beratung verlassen und trägt die Verantwortung für die Patientenversorgung.



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Arzneimittelliste

Rechtlich bindend sind für Notfallsanitäter:innen die Arzneimittellisten (also die Auflistung der freigegebenen Medikamente). Im Sinne der Sorgfaltspflicht muss der/die Notfallsanitäter:in die bestmögliche Versorgung des Patienten/der Patientin mit Medikamenten anstreben. Die Entscheidung über die Applikation von Medikamenten trifft der/die Notfallsanitäter:in auf Grundlage der von der Organisation zur Verfügung gestellten Behandlungsleitlinien oder der Beratung durch Telenotärztinnen/Telenotärzte. Dadurch kann es sinnvoll sein, dass der/die Notfallsanitäter:in nach Rücksprache mit Telenotärztinnen/Telenotärzten von einer Behandlungsleitlinie abweicht.



Detaillierte Informationen zur rechtlichen Situation findest du im Telenotarzt E-Learning. Siehe Abschnitt Bildungselemente.



Ablauf

Alle Details zum Ablauf findest du im RDmed.

Bildungselemente

Begleitend zur Einführung des 24/7 Betriebs des Telenotarztes stellen wir Fortbildungsmöglichkeiten für alle Notfallsanitäter:innen zur Verfügung. Das Angebot setzt sich, wie auch bei anderen zentrale Bildungsangeboten, aus einem E-Learning sowie praktischen Trainings auf Bezirksstellen zusammen.



#E-Learning

Im E-Learning erfährst du alles, was du zur Zusammenarbeit mit dem Telenotarzt/der Telenotärztin wissen musst. Du erlangst Sicherheit in deinen Entscheidungen (rechtliche Aspekte, Indikationen für den Telenotarzteinsatz,…) und lernst den Ablauf eines Telenotarzteinsatzes (Kommunikation mit TNA, technische Abwicklung,…) im Detail kennen. Das E-Learning dient dir als theoretische Grundlage für weitere praktische Trainings im Lehrsaal.



#Praktische Trainings

Von Seiten der Bezirksstellen werden praktische TNA Trainings in einem standardisierten 2-, oder 4-Stunden Format angeboten. Dabei lernst du in unterschiedlichen Szenarien die Einsatzmöglichkeiten des Telenotarztes / der Telenotärztin sowie den Umgang mit der corpuls.mission App kennen.



Angebot

Die Angebote findest du wie gewohnt auf kurse.roteskreuz.at - im Bereich Niederösterreich/Rettungsdienst.

Link zum Telenotarzt-Kursbereich

Das Angebot der praktischen Trainings an Bezirksstellen ist über die Kurssuche abrufbar.